(Zum Herunterladen der chinesischen Buch-PDF, bitte auf die Umschlagbilder der drei Bände klicken.)
Die italienische marxistische Strömung des Operaismus entstand aus den sozialen Konflikten der 1950er und 1960er Jahre und den gescheiterten Versuchen der damaligen sozialistischen und kommunistischen Parteien, die Veränderung der Klassenverhältnisse zu verstehen.
Der Operaismus hinterließ keine abgeschlossene politische Ideologie, sondern vielmehr eine Reihe von Erfahrungen, von Werkzeugen und von Methoden der Analyse und der Intervention in Klassenkämpfe, welche seine ProtagonistInnen entwickelten, um die Klassenkämpfe in Italien zu begreifen – und an ihnen teilnehmen zu können.
Die Ähnlichkeit der Entwicklung in Italien in den 1950er und 1960er Jahren (aus welcher der Operaismus entstand) und der Chinas in den 1990er und 2000er Jahren ist erstaunlich: rapide Industrialisierung, veränderte Produktionsverhältnisse, neue industrielle Technologien, massenhafte Binnenmigration, die Entstehung einer neuen Klassenzusammensetzung, eine wachsende Zahl von Streiks und anderen Formen der Arbeiterunruhe und die Veränderung der Lage der Frauen.
Deswegen denken wir, dass die Erfahrungen und Konzepte der italienischen OperaistInnen auch inspirierende Beiträge für die Debatte über marxistische Denkweisen und soziale Konflikte in China sind und helfen können, die dortigen Prozesse der Klassenneuzusammensetzung zu verstehen.
Wir, ein Kreis von Leuten von mehreren Kontinenten, haben also dieses Projekt initiiert, um zentrale Texte des Operaismus – und kritische Beiträge aus einer feministischen Perspektive – ins Chinesische zu übersetzen und zu veröffentlichen.
Eine erste Sammlung solcher Texte kam Ende 2017 auf Chinesisch in Buchform heraus, und die Übersetzungen mehrerer Artikel erschienen 2018 (alle sind auf der chinesischen Website des Projekts dokumentiert: 工人主义及其批判).
Zwei weitere Bände erschienen im November 2018 unter dem Titel “Das Proletariat auf dem Weg ins Paradies: Klassenkampf und theoretische Auseinandersetzung im Italien der 1660er und 1970er Jahre”. Sie enthalten diese Texte:
Raniero Panzieri. Über die kapitalistische Anwendung der Maschinerie, 1961:
机器的资本主义运用
Mario Tronti. Lenin in England, 1964:
列宁在英格兰
Romano Alquati. Kampf bei FIAT, 1964:
菲亚特铸造厂的野猫斗争
Mariarosa Dalla Costa. Die Frauen und der Umsturz der Gesellschaft, 1971:
妇女与社会颠覆
Antonio Negri. Die Krise des Planstaats, 1971:
计划国家的危机
Sergio Bologna. Das Verhältnis Gesellschaft-Fabrik als historische Kategorie, 1974:
作为历史范畴的社会–工厂关系
Silvia Federici. Lohn gegen Hausarbeit, 1975:
反抗家务劳动的工资
Autonome Versammlung von Alfa Romeo. Gegen den Staat als Chef, 1973:
政府做老板 工人也能反
Als Einleitung zu diesen Bänden haben wir ein Interview mit Ferruccio Gambino geführt (2018: 工人而非那些外人或许就会有最终决定权), das wir hier auch auf Englisch dokumentieren: “The workers may have the last word, not those who are on the outside“.
Ein weiterer Band enthält die chinesische Übersetzung von Nanni Balestrinis Roman “Vogliamo tutto” (1971; Wir wollen alles), der tatsächlich auf Interviews von Balestrini mit einem Arbeiter aus Süditalien basiert. Letzterer war an wilden Streiks und anderen Protesten der späten 1960er Jahre in Turin und anderen Städten im Norden beteiligt. Sein Name ist Alfonso Natella. Wir haben Anfang 2018 ein kurzes Interview mit ihm geführt (它是我的故事), dass die chinesische Fassung des Buches einleitet. Hier ist das Interview mit Alfonso auf Englisch: “It is my story“.
Guido Borio schrieb eine Chronologie des Operaismus und der Klassenkämpfe in Italien in den 1960er und 1970er Jahren (hier dokumentiert auf Englisch und Chinesisch) und wir haben zwei Glossare mit Erklärungen zu den wichtigsten Begriffen und Akteuren ergänzt (Glossar zu den Begriffen hier auf Chinesisch).